Wenn man fragt, was wir uns für unser Leben wünschen, werden die meisten Gesundheit,
Familie und Geld antworten. Wir alle wissen aber auch, wie wenig planbar ein Leben ist.
Schicksalsschläge wie Krankheit, Arbeitslosigkeit, Trennung, Scheidung oder der Tod des
Partners können einen jederzeit treffen. Eben solche Schicksalsschläge, aber auch
steigende Mieten und höhere Energiekosten sind häufig der Grund dafür, dass jeder zehnte
Erwachsene im Kreis Ostholstein überschuldet ist. In Zahlen sind das 17.800 Menschen.
In unserem Kreis sind auf Grund dessen mit der AWO Schleswig-Holstein gGmbH und dem
Verein pro Arbeit e.V. zwei Schuldnerberatungsstellen tätig, welche neben der
Insolvenzberatung auch eine soziale Schuldnerberatung anbieten. Diese soziale
Schuldnerberatung ist häufig Krisenintervention, wenn das Konto gepfändet ist, der Strom
abgestellt wird oder der Verlust der Wohnung droht. In dieser Wahlperiode wurde die soziale
Schuldnerberatung auch für Menschen geöffnet, die keine Grundsicherung empfangen,
jedoch unter 25 Jahre alt sind, Kinder haben oder Arbeitslosengeld I beziehen. Dieses ist
eine freiwillige Leistung, für die der Kreis jedes Jahr 70.000 € zur Verfügung stellt.
Durch die Corona-Pandemie hat sich jedoch vieles verändert. Vor allen Dingen in unserem,
durch Tourismus geprägten, Kreis haben die Lockdowns und die damit verbundene
Schließung von Hotels, Restaurants und Freizeiteinrichtungen Spuren hinterlassen. Für
viele, deren finanzielle Lage schon vorher angespannt war, hat sich die Situation noch
einmal verschärft. Die SPD-Kreistagsfraktion hat sich vor den Haushaltsberatungen deshalb
noch einmal unmittelbar bei der AWO Schuldnerberatung über die aktuelle Situation
informiert.
Seitens der AWO Schuldnerberatung wurde dabei deutlich, dass die Gelder, welche vom
Kreis zur Verfügung gestellt werden, nicht ausreichen, um alle Hilfesuchenden zu beraten.
Auch suchen viele Menschen die Schuldnerberatungen auf, welche älter als 58 Jahre sind.
Diese müssen von den Schuldnerberatungsstellen jedoch noch abgewiesen werden, da sie
nicht zu dem berechtigten Personenkreis zählen. Es wird auch erwartet, dass vor dem
Hintergrund der Corona-Pandemie die Zahl der Hilfesuchenden noch zunehmen wird.
Überschuldung tritt nämlich nicht von heute auf morgen ein. Sie ist ein Prozess.
Vor diesem Hintergrund haben sich die Fraktionen im Sozialausschuss darauf verständigt,
sich vor der Sommerpause noch einmal mit der Entwicklung bei den
Schuldnerberatungsstellen zu beschäftigen und, falls erforderlich, weitere Mittel zur
Verfügung zu stellen. Als SPD-Kreistagsfraktion wollen wir dabei erreichen, dass kein
Hilfesuchender mehr abgewiesen werden muss und auch ältere Menschen Zugang zur
sozialen Schuldnerberatung erhalten.
Thomas Garken
Vorsitzender des Ausschusses
für Soziales, Sicherheit und Gesundheit