„Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Ostholstein“

Bild: © SPD Kreistagsfraktion OH

Für die SPD-Kreistagsfraktion ist die Entwicklung des Arbeitsmarkts, speziell in Ostholstein, immer wieder ein ganz zentrales Thema. Deshalb waren am vergangenen Donnerstag viele Mitglieder erschienen, um sich vom Geschäftsführer des Jobcenters Ostholstein über die aktuelle Arbeitsmarktsituation zu informieren (siehe Titel) und wichtige Aspekte mit Herrn Marzian zu diskutieren. Dabei wurden viele positive Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt sichtbar, aber auch die Schattenseiten.

Gute Arbeit des Jobcenters

Die Arbeit des Jobcenters kann – das zeigen viele Zahlen – nur positiv gesehen werden. So fällt gleich auf, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze mit 61.500 im Juni 2018 einen sehr hohen Stand erreicht hat. Dies wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass in Ostholstein insgesamt ca. 200.000 Menschen wohnen. Auch ist die Zahl der Leistungsempfänger seit 2010 kontinuierlich gesunken, ebenso die Zahl der Bedarfsgemeinschaften.

In Ostholstein sind viele Einkommen zu gering

Betrachtet man nun die Arbeitsplätze näher, so fallen leider gleich auch die Schattenseiten des ostholsteinischen Arbeitsmarkts ins Auge. Es gibt wenig produzierendes Gewerbe, nur sehr wenige Beschäftigte in Land- und Forstwirtschaft und in der Fischerei. 75,5 % arbeiten im Dienstleistungsbereich, mehrheitlich im Handel, im Gastgewerbe und im Gesundheitssektor. Viele Beschäftigte arbeiten dort im unteren Entgeltbereich. Ein Vergleich der Bruttoarbeitslöhne macht deutlich: In Westdeutschland beträgt der durchschnittliche Bruttoarbeitslohn 3.339 Euro, in Ostholstein lediglich 2.636 Euro. Das entspricht dem vorletzten Platz in Westdeutschland!

Der Mindestlohn muss deutlich steigen

Die zum Teil sehr niedrigen Löhne führen dazu, dass 2.800 Erwerbstätige Kunden des Jobcenters sind (sogenannte Aufstocker)! Das muss auf Dauer geändert werden. Hier sehen die SPD-Mitglieder dringenden Handlungsbedarf, den gesetzlichen Mindestlohn deutlich zu erhöhen. Von 9,19 Euro kann niemand leben, das sagt so auch der Geschäftsführer des Jobcenters. Wir meinen, dass der von der Bundes-SPD nun angedachte Mindestlohn von 12 Euro ein weiterer Schritt in die richtige Richtung ist. Es kann nicht angehen, dass Menschen trotz Arbeit Zuschüsse des Staates – sprich: der Steuerzahler – brauchen. Ins Zentrum des Handelns muss daher die Wirtschaftspolitik rücken, um steigende Soziallasten einzudämmen.

Integration und Qualifizierung schaffen Fachkräfte

Erfreulich wiederum ist, dass die von der SPD im Bund eingebrachten Gesetze zum Arbeitsmarkt von der Großen Koalition verabschiedet worden sind. So das von Bundesarbeitsminister Heil eingebrachte Teilhabechancengesetz, dessen Zielrichtung es ist, Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit zu bringen. Das Projekt rehapro zielt darauf, körperlich und psychisch beeinträchtigte Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Für beide Eingliederungsmaßnahmen – so betont Herr Marzian – stehen ausreichend Mittel zur Verfügung.

Die SPD-Kreistagsfraktionsmitglieder wissen, dass auf dem Arbeitsmarkt Fachkräfte dringend gesucht werden. Daher muss die Qualifizierung von Arbeitskräften weit im Vordergrund stehen. Von den 3.100 arbeitslosen Menschen sind schließlich 1.600 ohne Berufsausbildung, 1.500 langzeitarbeitslos. Wir wünschen den neuen Projekten im Jobcenter viel Erfolg. Wir werden in absehbarer Zeit uns auch darüber gerne wieder Bericht erstatten lassen.

Das ist uns für gute Arbeit ganz wichtig

Die Aufstockerei muss möglichst bald ein Ende haben. Ein höherer Mindestlohn tut dringend not, um für die Arbeit einen menschenwürdigen Lohn zu erhalten. Letztlich auch, um Kinderarmut mit allen Folgen zu vermeiden, Lebenschancen zu erhalten und die ungerechte Chancenverteilung in unserer Gesellschaft einzuschränken.

 

Manfred Jaeger

Manfred Jaeger wohnt in Stockelsdorf und ist für die Gemeinde Ratekau im Kreistag. Er ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender, 2. stellvertretender Landrat und Vorsitzender der Sozialausschusses. Zudem vertritt er die Fraktion im deutsch-dänischen Fehmarnbeltkomitee, in der Trägerversammlung des Jobcenters und im schleswig-holsteinischen Landkreistag.